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06.05.2025 | News KI aus Europa

Europäische Technologie-Anbieter müssen sich nicht verstecken. Ein Kommentar von IntraFind-Vorstand Franz Kögl zum Thema europäische LLMs und deren Anwendung.
Europas Emanzipation steht bevor

Die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Europa und den USA durchlaufen derzeit eine harte Belastungsprobe. Das sorgt bei vielen für Stirnrunzeln – und bringt manche vielleicht zum Nachdenken. Denn Europa hat sich gerade im Tech-Bereich in den vergangenen Jahren von den USA viel zu abhängig gemacht. Das zeigt vor allem ein Blick auf die KI-Landschaft: Large-Language-Modelle aus den USA sind dank der Marktmacht der dahinterstehenden Tech-Oligarchen weit verbreitet. Doch was heißt das für Europa?

Zunächst einmal, dass wir uns emanzipieren müssen – und zwar möglichst schnell. Der „alte Kontinent“ hat sich lange auf die USA als vertrauenswürdigen Partner verlassen und oftmals blind die Produkte und Angebote der dortigen High-Tech-Industrie gekauft. Allerdings wäre es sinnvoll, mehr auf eigenen Füßen zu stehen und selbstbewusster zu agieren. Im Hinblick auf den Technologiebereich bedeutet das, endlich an einer echten digitalen Souveränität durch Investitionen in europäische Cloud-Lösungen und den hiesigen KI-Markt zu arbeiten. Tatsächlich gibt es nämlich viele europäische KI-Modelle und -Initiativen, die eine Unterstützung verdienen – zum Beispiel OpenEuroLLM. Das Projekt wird von zwanzig europäischen Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen vorangetrieben und durch die Europäische Kommission subventioniert. Ziel ist es, neue Open-Source-Sprachmodelle zu entwickeln, mit denen Firmen und Privatpersonen innovative KI-Lösungen erschaffen können. Und mehr noch: Die Sprachmodelle werden, das versteht sich von selbst, den Bedingungen des EU AI Acts entsprechen. Das ambitionierte Projekt steht praktisch stellvertretend für das Emanzipierungspotential Europas und dessen technologische Versiertheit im Hinblick auf GenAI. Weitere ähnliche Footprints haben das Projekt OpenGPT-X mit dem Sprachmodell Teuken-7B und das französische Unternehmen Mistral AI. Diese Modelle sind der Allgemeinheit bislang weniger bekannt, bieten aber hervorragende Qualität.

Wer generative KI im Unternehmen verwenden möchte, kann also durchaus europäische Sprachmodelle nutzen oder sich nach Anbietern von Software-Lösungen umsehen, die ihre Software bereits mit europäischen KI-Modellen betreiben. Auch deutsche Enterprise-Search-Hersteller, die intelligente Chatbots anbieten, nutzen beispielsweise Modelle aus Europa, die US-Modellen in Sachen Qualität in nichts nachstehen. Manche Modelle zeichnen sich sogar durch eine höhere Geschwindigkeit sowie bessere Kosteneffizienz aus. Und letztlich ist es auch immer wichtig, dass das KI-Modell zum Anwendungsfall passt. Europäische Technologie-Anbieter müssen sich jedenfalls nicht verstecken.

Der Autor

Franz Kögl
Vorstand
Franz Kögl gründete im Jahr 2000 zusammen mit Bernhard Messer die IntraFind Software AG. Gemeinsam entwickelten sie das Unternehmen zu einem etablierten Softwarehersteller für Enterprise Search. Er hält regelmäßig Vorträge und verfasst Fachartikel zu Themen wie Künstlicher Intelligenz, Machine Learning oder Cognitive Search.
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Autor Franz Kögl IntraFind